Nicht immer sichtbar, aber immer gefährlich

In unseren Wohn- und Arbeitsräumen verbringen wir den Großteil unseres Lebens. Oft nehmen wir an, dass diese Umgebungen sicher und gesund sind. Doch es gibt unsichtbare Risiken, die in vielen Gebäuden verbreitet sind: Schimmelbefall ist schon bevor er sichtbar wird, eine Bedrohung für die Gesundheit. Dieser tritt auf, wenn sich Mikroorganismen auf oder in einem Material vermehren.[1] Die Gründe dafür reichen von hoher Feuchtigkeit bis zu Nährstoffen im Material. Schimmelbefall kann nicht nur zu sichtbaren Schäden und Geruchsbelästigungen führen, sondern ruft erhebliche Schäden an der Gesundheit hervor. [2] Dieser Artikel beleuchtet die Entstehung von Schimmelpilz sowie dessen Gesundheitsrisiken.

Der Schimmelpilz
 
Schimmelpilze sind eine vielfältige Gruppe von Pilzen, die typischerweise Pilzfäden (Hyphen) und Sporen entwickeln und mit bloßem Auge als schimmelartiger Belag mit farbiger Oberfläche wahrgenommen werden können. Der Begriff „Schimmelpilze“ umfasst eine breite Palette von Pilzen aus verschiedenen taxonomischen Gruppen. Schimmelpilze bilden in ihrer Wachstumsphase Zellfäden (Hyphen), die als Myzel bezeichnet werden und oft kaum sichtbar sind. Zur Verbreitung produzieren sie Sporen.[3] Diese Sporen können erst mit bloßem Auge wahrgenommen werden, wenn sie in großer Zahl und farbig sind. Schimmelpilzsporen haben in der Regel einen Durchmesser von 2 µm bis 30 µm, wobei die meisten Sporen einen Durchmesser unter 10 µm aufweisen.[4] Dies ermöglicht es ihnen, in der Luft zu schweben und durch den Wind transportiert zu werden. In der Natur spielen Schimmelpilze eine wichtige Rolle bei der Zersetzung von organischem Material. 


[1] Umweltt Bundesamt, 2017, S. 13
[2] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. 187-190
[3] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. Kap. 2.1
[4] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. 19

 Entstehen von Schimmelpilz

Die Schimmelbildung hängt von der Verfügbarkeit von Nährstoffen und der Feuchtigkeit ab. Die in Gebäuden verwendeten Materialien bieten Pilzen mehr oder weniger gut verfügbare Nährstoffe. Temperatur und pH-Wert spielen ebenfalls eine Rolle, da sich Schimmel in einem weiten Temperatur- und pH-Bereich bildet.[5] Temperatur, Nährstoff-Verfügbarkeit und pH-Wert sind ausschlaggebend, ob und wie rasch sich der Befall ausbreitet.

Nährstoffe

In Gebäuden häufig verwendete Materialien bieten dem Schimmelpilz einen idealen Nährboden. Baumaterialien wie Holz, Holzwerkstoffe (z. B. Hartfaser-, OSB- oder Spanplatten), Kunststoffe (z. B. Polystyrol, Silikon, Folien), Tapeten oder Tapetenkleister, Farben sowie Lacke und weitere Stoffe wie Zement oder Beton können Nährstoffe für Schimmelpilze liefern. Auch organische Partikel und sich ablagernder Staub können eine Bildung von Schimmel auf nährstoffarmen Oberflächen fördern.[6]

pH-Wert

Viele Schimmelpilzarten können in einem breiten pH-Bereich zwischen pH 3 und 9 gedeihen, wobei einige sogar pH-Werte zwischen 2 und 11 tolerieren. Allerdings wachsen Schimmelpilze oberhalb von pH 11 nicht mehr. Dies bedeutet, dass der pH-Wert berücksichtigt werden sollte, wenn es darum geht, Schimmel in Gebäuden zu verhindern und zu bekämpfen.[7] 


[5] Umweltt Bundesamt, 2017, S. 23
[6] Umweltt Bundesamt, 2017, S. 26
[7] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. 38-40

 Temperatur

Schimmelpilze zeigen eine breite Anpassungsfähigkeit an verschiedene Temperaturen. Je nach Temperaturpräferenzbereich des Pilzes werden sie in drei Kategorien unterteilt. Mesophile Schimmelpilze bevorzugen moderate Temperaturen und sind in unseren Breitengrad am häufigsten anzutreffen. Thermotolerante Schimmelpilze gedeihen auch bei höheren Temperaturen, während thermophile Schimmelpilze, wie Aspergillus Fumigatus, in gemäßigten Regionen selten vorkommen, mit Ausnahmen in bestimmten Umgebungen wie Kompostierungsanlagen und landwirtschaftlichen Aktivitäten.[8] 


 Feuchtigkeit

 Die Feuchtigkeit auf Materialoberflächen wird oft durch den aw-Wert (Wasseraktivität) gemessen, der das Verhältnis der relativen Luftfeuchtigkeit zur Materialoberfläche beschreibt. Schimmel kann bei einer relativen Luftfeuchte von 70 % bis 80 % an der Oberfläche wachsen, obwohl die Materialien nicht nass erscheinen. Ideale Wachstumsbedingungen treten bei Kondensation oder Tauwasserbildung auf. Unterschiedliche Schimmelpilzarten haben unterschiedliche Feuchtigkeitsanforderungen, wobei einige bereits bei einem aw-Wert von 0,70 bis 0,75 gedeihen können, während die meisten mindestens aw-Werte von 0,80 bis 0,85 benötigen. Stachybotrys chartarum benötigt noch höhere Feuchtigkeit und tritt nach Wasserschäden auf. Bakterien benötigen noch höhere aw-Werte über 0,9, um zu wachsen. Die Feuchtigkeitsgrenze, unter der kein Schimmelpilzwachstum stattfindet, liegt bei etwa 70 % relativer Feuchte an der Oberfläche. Mit steigender Materialfeuchte steigt die Wahrscheinlichkeit von Schimmelpilzwachstum. Bei 80 % relativer Feuchte und ausreichend hoher Oberflächentemperatur sind die Wachstumsbedingungen für viele Schimmelpilzarten erfüllt. Über 80 % relative Feuchte ermöglichen das Wachstum nahezu aller Schimmelpilzarten und Bakterien. In stehendem Wasser (100 % Feuchte) wachsen normalerweise keine Schimmelpilze, sondern Bakterien.[9]

[8] Umweltt Bundesamt, 2017, S. 25
[9] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. 40

 Vorkommen von Schimmelpilzen in Gebäuden 

Schimmelbefall in Gebäuden entsteht auf verschiedene Weisen. Sei es durch Baumängel, Wasserschäden oder Aktivitäten der Raumnutzer selbst. Es gibt drei Hauptkategorien von Einflussgrößen, die zum Auftreten von Feuchteschäden und Schimmelbefall in Gebäuden führen können: 


a) Bauliche Einflussgrößen: Hierzu gehören Probleme wie unzureichende oder unsachgemäße Wärmedämmung, Wärmebrücken, schlechte Feuchtepufferung von Materialien, schadhafte wasserdurchlässige Stellen in der Gebäudehülle, Leckagen, Neubaufeuchte sowie aufsteigende Feuchte durch unzureichende Abdichtung gegenüber dem Erdreich.[10] 


b) Nutzungsbedingte Einflussgrößen: Diese Einflussgrößen beziehen sich auf das Verhalten der Bewohnenden wie unzureichendes oder unsachgemäßes Heizen und Lüften. Die Feuchteproduktion im Innenraum, beispielsweise durch Kochen, Waschen und andere Aktivitäten, kann die relative Luftfeuchte erhöhen und somit zu einer höheren Oberflächenfeuchte führen. Es ist wichtig, diese zusätzliche Feuchteproduktion zu berücksichtigen und durch richtiges Lüften und Heizen auszugleichen, insbesondere in unzureichend gedämmten Gebäuden. Im Durchschnitt produziert ein 3-Personen-Haushalt etwa 6 bis 12 Liter Feuchte pro Tag, die in die Raumluft abgegeben wird.[11] 

c) Sonstige Einflussgrößen: Hierzu zählen Ereignisse wie Wassereintritt durch Havarien oder Hochwasser. Die Raumluftfeuchtewerte in Gebäuden zeigen typischerweise einen saisonalen Verlauf, mit niedriger Luftfeuchte im Winter und höherer Luftfeuchte im Sommer. Um Schimmelbefall zu vermeiden, sollte insbesondere in unzureichend gedämmten Gebäuden im Winter darauf geachtet werden, dass die Raumluftfeuchte die üblichen Werte nicht überschreitet.[12] 


Feuchteschäden und Schimmelbefall können oft auf eine Kombination dieser Einflussgrößen zurückgeführt werden.


[10] Umweltt Bundesamt, 2017, S. 47

[11] ebd. S. 47
[12] ebd. S. 47


 Gesundheitliche Auswirkungen von Schimmel
 
 Schimmelsporen in Innenräumen stellen ein erhebliches Gesundheitsrisiko für die Bewohnenden dar. Die winzigen Partikel geraten durch die Luft in die Atemwege. Dies geschieht in von Schimmel befallenen Räumen oder neben kontaminierten Materialien. Ebenso können die Schimmelsporen an Kleidung oder Schuhen haften und so in andere Bereiche getragen werden.
 
 Die häufigsten Schädigungen durch Schimmel sind Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis sowie Atemwegsinfektionen. In den schlimmsten Fällen wurden Nerven- und Nierenfunktionsstörungen sowie Entzündungen der Herzinnenhäute festgestellt.[13] Menschen, die über längere Zeit einer hohen Konzentration von Schimmelsporen und Toxinen ausgesetzt sind, entwickeln oft schwerwiegende gesundheitliche Probleme. 


[13] Kück, Nowrousian, Hoff, & Engh, 2009, S. 151

 


Fazit

Die Prävention von Schimmelwachstum und die Beseitigung von Schimmel in Innenräumen sind wichtige Schritte, um das Risiko gesundheitlicher Probleme zu reduzieren. Schimmelpilze sind vielfältige Organismen, die auf Faktoren wie Feuchtigkeit, Temperatur, pH-Wert und Nährstoffverfügbarkeit reagieren. In Gebäuden finden sie oft ideale Bedingungen für ihr Wachstum auf Materialien wie Holz, Kunststoffen und Tapeten. Gerade die gesundheitlichen Auswirkungen von Schimmel, der bislang nicht an die Oberfläche vorgedrungen ist, sind vielen nicht bewusst. Zu den Erkrankungen gehören Atemwegsprobleme und schwerwiegende Erkrankungen, wie Nerven- und Nierenfunktionsstörungen.

 Gesundheitliche Probleme, die mit Schimmel in Verbindung stehen, sollten stets ernst genommen werden. Unsichtbar, aber gefährlich! Schimmel in Gebäuden ist ein Risiko, das aktiv angegangen werden kann, um die Gesundheit in unseren Wohn- und Arbeitsräumen zu schützen. Die Maßnahmen zur Vorbeugung von Schimmel in Innenräumen umfassen die Beachtung der Raumfeuchtigkeit, das richtige Lüften und Heizen sowie die Behebung von Baumängeln und Wasserschäden. Bei Verdacht oder sichtbarem Befall muss ein Fachmann konsultiert werden.

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IGM, weil Bauqualität messbar ist!

Literaturverzeichnis


Kück, U., Nowrousian, M., Hoff, B., & Engh, I. (2009). Schimmelpilze - Lebensweise, Nutzen, Schaden, Bekämpfung. Berling Heidelberg: Springer.

Umweltt Bundesamt. (2017). Leitfaden - Zur Vorbeugung, Erfassung und Sanierung von Schimmelbefall in Gebäuden. Berlin: Atelier Hauer + Dörfler GmbH.