Der Begriff Künstliche Mineralfasern (KMF) bezeichnet synthetisch hergestellte Fasern, die vielfältig verwendet werden. Sie werden oft als Ersatz für Asbest verwendet, da sie ähnliche technische Eigenschaften aufweisen. Darum sind KMF in Dämmmaterial, Textilien, Kunststoffen oder in Lichtleitfasern zu finden.[1] Dieser Artikel wirft einen Blick auf die verschiedenen Aspekte von KMF, einschließlich ihrer Herstellung, Anwendungen und den mit ihrer Verwendung verbundenen Gesundheitsrisiken.
Herstellung von Künstlichen Mineralfasern
Während Asbest in natürlicher Form aus Asbeststein gewonnen wird, werden Künstliche Mineralfasern mithilfe verschiedener Düsen- und Schleuderverfahren aus verschiedenen anorganischen Materialien hergestellt, darunter Glas, Stein, Aluminiumsilikat (Keramik) und Schlacke.[2] Diese Herstellungsverfahren ermöglichen es, KMF mit einer breiten Palette von Eigenschaften herzustellen, je nach den spezifischen Anforderungen der Anwendung.
KMF werden in verschiedene Kategorien unterteilt, darunter Mineralwollfasern (wie Glas-, Stein- und Schlackenwolle), textile Glasfasern, Keramikfasern und Fasern für Spezialzwecke, wie Glas-Mikrofasern. Jede dieser Kategorien findet Verwendung in unterschiedlichen Branchen.[3]
[1] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 2
[2] Bauprofessor, 2023
[3] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2011, S. 5
Anwendungen von KMF
Künstliche Mineralfaser treten in verschiedenen Anwendungsbereichen auf. Dabei sind nicht nur die Eigenschaften der Stoffe mit Asbest zu vergleichen, sie stellen auch eine ähnlich große Bedrohung dar:
Mineralwolle (Glas- und Steinwolle)
Mineralwolle wird häufig als Wärmedämmung, Kälteschutz, Brandschutz und Schalldämmung verwendet. Sie kommt in Form von Platten, Matten, Filzen, lose Schüttung und Schichtung in Dach-, Decken-, Wand- und Rohrisolierungen zum Einsatz. In jüngster Zeit werden auch wärmedämmende Ziegel hergestellt, die mit Mineralwolle gefüllt sind.[4]
Keramikfasern
Keramikfasern zeichnen sich durch ihre hervorragende Hitzebeständigkeit aus und werden in feuerfesten Auskleidungen von Brenn- und Hochöfen, Kachelöfen, Dichtungen, Filtern im Hochtemperaturbereich und feuerfesten Textilien verwendet.[5]
Textilglasfasern (Endlosfasern)
Textilglasfasern haben einen runden Querschnitt und sind gut verspinnbar. Sie finden Anwendung in Dämmmaterialien, textilen Materialien, Kunststoffen, Gummi, Papier, Bitumen und Glasfaserleitungen.[6]
Einkristalline Fasern (Whisker) und polykristalline Endlosfasern
Einkristall-Fasern und polykristalline Fasern werden in Verbundwerkstoffen aus Leichtmetallen und Keramiken zur Hochtemperaturdämmung eingesetzt.[7]
Natürliche anorganische Fasern
Zu den natürlichen anorganischen Fasern gehört Wollastonit, der als Asbestersatz in Dämmstoffen und Brandschutzanwendungen Verwendung findet. Andere Fasern (wie Attapulgit und Sepiolith) werden als Absorptionsmittel in Katzenstreu, Zigarettenspitzen und Bleicherde verwendet.[8]
[4] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 3
[5] ebd. S.3,
[6] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S.4
[7] ebd. S.4,
[8] ebd. S.4
Gesundheitsrisiken von KMF
Obwohl KMF aufgrund ihrer vielfältigen Anwendungen von großem Nutzen sind, sind sie nicht ohne Gesundheitsrisiken. Die Verarbeitung von Dämmstoffen aus Mineralfasern kann zur Freisetzung von Fasern oder Faserbruchstücken führen, was negative Auswirkungen auf die Haut, die Augen und die Atemwege haben kann.
Hauteinwirkung
Die freigesetzten Faserspitzen können in die Haut eindringen und Juckreiz verursachen. Die in KMF enthaltenen Zusatzstoffe können auch allergische Hautreaktionen auslösen.[9]
Augen und Atemwege
Staub, der während der Verarbeitung von KMF entsteht, kann die Augen und Atemwege reizen. Bei verringerter Staubbelastung klingen diese Probleme in der Regel ab.[10]
Krebserzeugend?
Ein bedeutendes Anliegen im Zusammenhang mit KMF ist ihr möglicher krebserzeugender Effekt, insbesondere wenn die Fasern in die Lunge gelangen und dort verbleiben. Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Zusammenhang noch nicht ausreichend erforscht ist. Die Gefährlichkeit von KMF hängt von der Größe der Fasern ab, wobei Fasern mit kritischen Abmessungen potenziell krebserzeugend sein können, wenn sie biobeständig sind.
Zwei wichtige Faktoren sind in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen:
1. Produktionszeitraum: KMF-Fasern, die bis zum Jahr 2000 hergestellt wurden, werden als riskanter angesehen.[11]
2. Fasergröße: Fasern, die kürzer als 250 Mikrometer (µm) und dünner als 3 µm sind, können in die Lunge gelangen.[12]
Im Vergleich zu Asbestfasern sind KMF-Fasern weniger lungengängig und weniger biobeständig. Dennoch besteht der Verdacht, dass einige KMF-Fasern krebserregend sein könnten.
[9] Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, 2011, S. 12
[10] ebd. S. 11
[11] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 5
[12] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 4
Fazit
Künstliche Mineralfasern sind vielseitige Materialien, die in zahlreichen Anwendungen Verwendung finden, von Wärmedämmung bis hin zur Hochtemperaturdämmung. Trotz ihrer Vorteile sind sie nicht ohne Gesundheitsrisiken, insbesondere in Bezug auf Hautirritationen, Reizungen der Augen und Atemwege sowie potenziell krebserzeugende Wirkungen, welche wiederum von der Fasergröße und dem Herstellungszeitraum abhängig sind.
Die Verwendung und Handhabung von KMF erfordern daher Vorsicht und sorgfältige Sicherheitsmaßnahmen, um die Gesundheit von Arbeitenden und Anwendenden zu schützen. Bei Verdacht einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt zu sein, sind Raumluftmessung, Gefahrenstoffmessung und Schadstoffanalyse geeignete Werkzeuge, um Sicherheit zu gewinnen.
Dafür steht Ihnen die Ingenieursgesellschaft für Gefahrenstoffanalysen seit über 35 Jahren zur Verfügung. Weil Bauqualität messbar ist!