Asbest – Gefährliches Baumaterial
Asbest bezeichnet eine Familie von Silikaten mit Faserstruktur, die sich gut als Baumaterial eignen, sich jedoch höchst gefährlich auf die Gesundheit auswirken. Der Begriff umfasst sechs chemische und physikalische Typen der Mineralien. [1] Diese faserartigen silikatischen Mineralien besitzen einen Faserdurchmesser bis zu 2 Mikrometern (tausendstel Millimeter). Asbest eignet sich durch seine Struktur, die chemische Beständigkeit und wegen der Widerstandsfähigkeit gegenüber Hitze gerade als Material für die Wärmedämmung. Da der Stoff jedoch erwiesenermaßen krebserregend ist, wurde die Herstellung und Verwendung in Deutschland 1993 verboten.[2] Dieser Artikel klärt über die Gefahren von Asbest auf und erläutert, wann eine Schadstoffmessung und Gefahrenstoffanalyse notwendig ist.
Asbest als Baustoff
Bereits ab den 1930er-Jahren wurde der Schadstoff in Deutschland in riesigen Mengen verwendet. In den Jahren 1950 bis 1985 betrug der Asbestverbrauch etwa 4,4 Millionen Tonnen. Asbest fand Verwendung in über 3.000 verschiedenen Produkten. Besonders in den 1960er- und 1970er-Jahren wurden viele Gebäude in beiden Teilen Deutschlands unter Verwendung von asbesthaltigen Baustoffen, hauptsächlich Asbestzement, errichtet.[3] Das Material ist aber auch in Dichtungen, Dachplatten oder Klebern und Lacken vorhanden. Der vielseitige Baustoff diente auch als Isolationsmaterial und zum Brandschutz. Ebenso ist der Stoff in Kitt-Stoffen oder kompliziert geformten Bauelementen, wie Kaminschächte, zu finden.[4] Obwohl Asbest in Europa offiziell im Jahr 1988 verboten wurde, wurde es bis 1995 weiter verbaut.[5]
In der Vergangenheit gab es eine Unterscheidung zwischen schwach und fest gebundenen Asbestprodukten. Es wurde jedoch erkannt, dass auch aus fest gebundenen Produkten Fasern freigesetzt werden können. Die Art der Bearbeitung des asbesthaltigen Materials spielt daher eine entscheidende Rolle bei der Bewertung des Freisetzungsrisikos. Dieses Erbe des Asbests in Gebäuden ist nach wie vor präsent und erfordert besondere Aufmerksamkeit, um die Gesundheit der Menschen zu schützen.
[1] umweltbundesamt.de, 2022
[2] Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, 2010
[3] Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, 2013
[4] Hain, 1992, S. 2
[5] umweltbundesamt.de, 2022
Die gesundheitlichen Risiken von Asbest
In Gebäude verbaut, ist Asbest der Verursacher von schweren Gesundheitsproblemen. Setzen sich Fasern frei, können diese über die Lunge in den Körper geraten. Dort können sie von der Asbestose, eine vernarbende Lungenerkrankung, bis zu Lungenkrebs eine Vielzahl von Krankheiten verursachen. [1] Die Asbestfasern schädigen die Makrophagen-Zellen sowie die Membran der Lunge, wodurch schädliche Substanzen wie Proteasen, Oxidantien und Iysosomalen Enzyme freigesetzt werden, die wiederum andere Zellen schädigen. Eine Kettenreaktion, die sich fortsetzt und zur Bildung von Narbengewebe sowie der Entstehung von Tumoren führt.[2]
Verschiedene Faktoren beeinflussen das Risiko: Der Fasertyp (Krokydolith ist gefährlicher als Chrysotil), die Länge der Faser (längere Fasern sind riskanter), die Faseranzahl (die fibrogene Wirkung ist dosisabhängig), und die Dauer der Exposition. Kennzeichnend für asbestbedingte Erkrankungen ist die lange Zeitspanne zwischen der Exposition und dem Ausbruch der Krankheit. Einige Zusammenhänge zwischen Asbest und bestimmten Krebsarten sind noch umstritten, während andere eindeutig belegt sind. Insgesamt ist Asbest eine nach wie vor unterschätzte Gefahr, die tiefgreifende und oft unheilbare Gesundheitsprobleme verursachen kann. Die Pathogenese dieser Krankheiten ist komplex, aber die Risiken, die von Asbest ausgehen, sind real und bedeutsam.[3]
[1] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 8
[2] Hain, 1992, S. 15
[3] Hain, 1992, S. 16
„Eine unbedenkliche Dosis kann bei Asbest nicht angegeben werden, da theoretisch jede einzelne Faser Krebs auslösen könnte“ – Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2018
[1] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 8
Asbestsanierung und rechtliche Vorschriften
Die Gefahr einer Faserfreisetzung besteht bei normaler Nutzung der Wohnung in der Regel nicht, weshalb kein generelles Sanierungsgebot gilt. Es wird notwendig, asbesthaltige Baumaterialien oder Abschnitte zu entfernen, wenn eine Bewertung des baulichen und technischen Zustandes dies ergibt. Ebenso, wenn eine Asbestuntersuchung oder ein Asbest Gutachten den Bedarf feststellt.[1] Für die Identifikation von Asbest in Gebäuden ist die Gefahrenstoffanalyse entscheidend: Sind Fassaden durch die Witterung geschädigt? Oder sind asbesthaltige Bodenbeläge in der Wohnung abgetragen? Der Asbest Test und Asbestuntersuchung sind zwei Methoden, um eine Belastung festzustellen.
[1] umweltbundesamt.de, 2022
Eine Asbestsanierung muss von zertifizierten Experten nach geltendem Recht durchgeführt werden. Asbestarbeiten sind streng reguliert, um Sicherheit zu gewährleisten. Rechtsgrundlagen umfassen die Chemikalien-Verbotsverordnung, die Gefahrstoffverordnung, die TRGS 519 und VDI 6022. Ein EU-weites Verwendungsverbot für Asbest gilt seit 2005. Bei der Entsorgung von Asbestabfällen sind die Vorgaben des Abfallrechts zu beachten. Die Regulierungen werden fortlaufend aktualisiert, um die sichere Entsorgung zu gewährleisten.
Die Berührung mit Asbest
Privatpersonen kommen am häufigsten bei Renovierungsarbeiten mit Asbest in Kontakt. Gerade dort wird die von asbesthaltigen Materialien ausgehende Gefahr nicht erkannt.
Freisetzung von Fasern geschieht dann, wenn asbesthaltige Bauteile bearbeitet werden (beispielsweise angebohrt, angesägt, abgeschlagen etc.) oder nicht sachgerecht saniert werden.[1] Für Institutionen und öffentliche Einrichtungen gilt eine erhöhte Vorsicht hinsichtlich der Gefahr durch Asbest. Häufige Bauarbeiten und die opake Nutzung machen es schwer überschaubar, ob Fasern freigesetzt werden und ein Gesundheitsrisiko besteht.
Die folgenden Überlegungen helfen das Risiko einzuschätzen: Die Wahrscheinlichkeit krank zu werden, ist umso höher, je stärker die Belastung war und je länger die Exposition. Ebenso ist die Lebenszeit ausschlaggebend, da Kinder, die mit Asbest in Kontakt kamen, ein höheres Risiko besitzen im Laufe ihres Lebens zu erkranken als Erwachsene.[2]
Eine Nullbelastung durch Asbest ist aufgrund der häufigen Verwendung der Materialien, kaum zu erreichen. An Arbeitsplätzen, öffentlichen Einrichtungen oder anderen Gebäuden sind die Menschen manchmal hohen Belastungen ausgesetzt. Die Abschätzung durch geringere Hintergrundbelastung ist jedoch schwierig.[3] Die effizientesten und schnellsten Methoden, um sicherzustellen, dass kein gesundheitliches Risiko besteht, sind die Schadstoffmessungen sowie die Raumluftmessungen. Die Verfahren ermöglichen eine präzise Datenerhebung, die zeitnah mit den jeweiligen Grenzwerten verglichen werden kann. Eine Analyse der entnommenen Proben sollten von Laboren durchgeführt werden, die unabhängig von Sanierungsfirmen sind.
[1] Bayrisches Landesamt für Umwelt, 2018, S. 8
[2] umweltbundesamt.de, 2022
[3] ebd.
Fazit
Da Asbest als Baumaterial häufig verwendet wurde, ist der Anteil in einigen Gebäuden immer noch vorhanden. Asbesthaltige Materialien können erhebliche Gesundheitsrisiken für Menschen bedeuten, die einer regelmäßigen oder hohen Belastung ausgesetzt waren. Darum ist es bei Renovierungsarbeiten, aber gerade im Verdachtsfall, notwendig eine Gefahrenstoffanalyse vorzunehmen. Schadstoffmessung und Raumluftmessung können schnell konkrete Antworten auf die Frage liefern, ob ein Risiko für die Gesundheit besteht.
Die Ingenieursgesellschaft für Gefahrenstoffanalysen steht Ihnen seit über 35 Jahren für eine effiziente Raumluft- und Schadstoffmessung, in ganz Bayern und Hessen zur Verfügung.
IGM, weil Gesundheitsrisiken messbar sind.
Literaturverzeichnis
Bayrisches Landesamt für Umwelt. (2018). Asbest. UmweltWissen – Abfall, 1-15.
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. (2013).
Hain, E. P. (1992). Asbest und Lunge. Bochum: Ruhr-Universtität Bochum.